Werkstatt macht Schule

Der Tag ist anstrengend. Die kleine Pause an der Cocktailbar kommt da gerade recht. Der Barkeeper erkennt schnell, dass die kleine Fünfergruppe durch eine Erfrischung zu neuer Höchstform aufläuft. “Die Runde geht auf mich“ sagt Lars und stößt mit dem Team auf den Erfolg seiner Arbeit an. „Schnitt – und Danke“ tönt die Stimme hinter der Kamera und beendet damit eine Aufnahme in der aktuellsten Filmproduktion des Gymnasiums Am Stoppenberg. In der ersten Folge von „Lars und Lara entdecken den Stoppenberg“ macht sich ein kleines Team an die Arbeit, den Handwerksunterricht unserer Schule mit filmischen Mitteln zu präsentieren. Die beiden talentierten Jungstars Lars und Lara besuchen mit ihrem Team den Handwerksunterricht am Stoppenberg und stellen dabei auf unterhaltsame Weise die drei Werkstätten vor.

Die Intention zum Film ergab sich aus der Tatsache, dass sich Schülerinnen und Schüler der sechsten Klassen jedes Jahr für einen Bereich des Handwerksunterrichtes zu entscheiden haben und dieses nicht immer leicht fällt. Der Film bietet auf unterhaltsame Art einen objektiven Blick auf das jeweils Spezielle der Holz-, Metall- und Textilwerkstatt. (Link zum Film am Ende des Beitrags)

WerkstattHolz SiebzigerJahre

Diese Handwerkswahl am Stoppenberg müssen Jugendliche schon seit fast fünfzig Jahren für sich entscheiden, denn der Unterricht in den Werkstätten begann nach der Schulgründung im Jahr 1966 erst mit vierjähriger Verzögerung. Die Wahl will gut überlegt sein, da die Entscheidung für drei Schuljahre getroffen wird, die man dann in der gewählten Werkstatt verbringt. Seit Generationen erarbeiten sich die Schülerinnen und Schüler handwerkliche Erfahrungen im Umgang mit typischen Materialien und entsprechenden Werkzeugen in einem Bereich unseres Ganztagsangebotes, der auch nach über fünfzig Jahren aus pädagogischer Sicht nach wie vor zu den tragenden Säulen des Bildungskonzeptes unserer Schule gehört.

WerkstattMetall SiebzigerJahre

Schon im Jahr der Schulgründung 1966 forderte der damalige Bischof von Essen Franz Hengsbach in seiner Eröffnungsrede: „…diese Welt aber, in der wir leben, macht eine unmittelbare Begegnung des Schülers mit der Arbeitswelt erforderllch.

Handwerksunterricht an einem Gymnasium – nicht nur in den neunzehnsechziger Jahren ein mutiges Unterrichtskonzept an Nordrhein-Westfalens erster Ganztagsschule im Essener Norden.

WerkstattTextil SiebzigerJahre

 

Da sich die Werkstatttüren am Stoppenberg nach der Schulgründung mit einiger Verzögerung öffneten, begann der Handwerksunterricht erst im Jahr 1970. Nach anfänglichen Versuchen in den Bereichen Gartenbau und Töpfern etablierten sich in den Folgejahren die Bereiche Holz, Metall und Textil mit ihren jeweils eigenen Werkstätten. Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten sich in den drei Jahren handwerkliche Kenntnisse, die an die Ausbildungsinhalte der traditionellen Handwerksberufe Tischler/in, Metallbauer/in und Schneider/in angelehnt sind. Sie werden dabei von Werkstattlehrern begleitet, die als Handwerksmeister mit pädagogischer Qualifikation die Unterrichtsinhalte vermitteln.

 Holzwerkstatt 2015 Jubelschrift

In den Neunziger Jahren geben die Werkstattlehrer der ersten Stunde die Leitung der Werkstätten in die Hände jüngerer Kollegen, die die Lerninhalte übernehmen und mit neuen Ideen ergänzen. Dies sind im Besonderen die Anwendung transparenter Bewertungskriterien, die verbindliche Einführung des Werkstatt-Tagesberichtsheftes sowie die Durchführung der Werkstatt-Tour.

 

Seit Beginn des Handwerksunterrichts entscheiden sich die Schülerinnen und Schüler für einen der drei Bereiche. Dabei entgehen ihnen zwangsläufig die Eindrücke und Erfahrungen der nicht gewählten Werkstätten. Diese Tatsache führte zur Installation der Werkstatt-Tour im Jahr 2000. Die Rundreise durch die Werkstätten startet immer zur Halbzeit des Handwerksunterrichts im achten Schuljahr um den Halbjahreswechsel. Dabei machen sich die Handwerksgruppen auf den Weg zu einem jeweils dreiwöchigen "Praktikum" in den beiden anderen Werkstätten. Dort erarbeiten sie sich kleine Projekte und lernen dabei die Materialien und deren Bearbeitungstechniken kennen. (Siehe auch Menüpunkt "Werkstatt-Tour")

Seit dem Wechsel auf eine Gymnasialzeit von 8 Jahren (G8) findet der Handwerksunterricht am Stoppenberg von Klasse 7 bis Ende Klasse 9 statt. Dieser Zeitraum entspricht einem Unterrichtsvolumen von ca. 200 Stunden a 65 Minuten. Der Handwerksunterricht ist ein zusätzliches Angebot des Schulträgers; die Teilnahme für die Schülerinnen und Schüler verpflichtend. Die erbrachten schulischen Leistungen erscheinen auf den Zeugnissen und werden am Ende von Klasse neun mit einem Zertifikat seitens der Schule bescheinigt.

WerkstattTextil 2015 Jubelschrift

Im Rahmen unseres ganzheitlichen Bildungsansatzes ist der Handwerksunterricht nach wie vor ein besonderes Unterrichtsangebot mit langer Tradition und zeitgemäßem pädagogischem Ansatz. Selbständig erreichen die Schüler und Schülerinnen auf projektorientiertem Weg die individuell ausgewählten Ziele. Dazu stehen ihnen ausführliche Arbeitsunterlagen, theoretische Hintergrund- informationen und die Kenntnisse der Werkstattpädagogen zur Verfügung. Die selbständige Orientierung während des Herstellungsprozesses wird durch das Führen des Werkstatt -Tagesberichtsheftes begleitet; erfordert jedoch Bereitschaft zu Kontinuität und fachlichem Überblick. Fächerübergreifende Aspekte des Handwerksunterrichtes verknüpfen sich mit Inhalten der Bereiche Deutsch und Mathematik.

Metallwerkstatt 2015 Jubelschrift

Auch nach fast fünfzig Jahren hat der Handwerksunterricht nichts von seiner Attraktivität verloren. Die Motivation und Begeisterung der Schülerinnen und Schüler für diese an einem Gymnasium sehr seltene Form des Lernens ist ungebrochen und spornt immer wieder zu Höchstleistungen an.

WerkstattTextil PetticoatGinaWie bei Gina, die zum Ende ihrer „Handwerkslaufbahn“ in der Textilwerkstatt das Abschlussprojekt in Klasse neun plant. Ein Kleid im Stil der Fünfziger Jahre soll es werden. Natürlich mit Petticoat. Ein Schnittmuster ist schnell gefunden, die eigenen Maße genommen und die Stoffmenge errechnet. Jetzt muss nur noch der passende Stoff gefunden werden. Nach dem Zuschnitt beginnt Gina mit dem Zusammennähen der Einzelteile. Mit Hilfe der erlernten Grundkenntnisse geht das zügig und die erste Anprobe lässt nicht lange auf sich warten. Der Blick in den Spiegel zeigt, was man in den vergangenen drei Jahren alles gelernt hat. Sie nutzt jede freie Minute, um das Kleid fertig zu stellen. Kurz vor Ende des Schuljahres ist es so weit. Das erste selbstgenähte Kleid ist fertig. Was für ein Gefühl! Ginas Freude ist groß und der Stolz in ihren Augen im Kreise der Freundinnen und der Familie ist berechtigt beim Anblick dieser handwerklichen Leistung.

Andreas GemlauWerkstattHolz Theaterstuhl Mai 2009

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